Warum sammeln wir Geldscheine ?

(Henning Ihlenfeldt, 10.10.2024)

Die Anfänge

Das Bezahlen mit Papiergeld ist heute bei allem Für und Wider eine selbstverständliche Sache. Die historischen Wurzeln liegen bekanntlich im Osten und zwar in China. Dort war die Einführung des Papiergeldes durch die Erfindung des Papiers und später des Drucks bereits im ersten Jahrtausend u.Z. technisch möglich geworden. Sie wurde erforderlich durch die Zunahme der Wirtschaftskraft und der damit verbundenen Menge des umlaufenden Geldes. In der Provinz Sichuan verwendete man mangels Kupfers Eisengeld, was im wahrsten Sinne des Wortes schwer zu handhaben war, weil der Wert des Geldes dem Wert des Eisens entsprach. Unter Kaiser Zhenzong (968-1022) wurde dann als Ergänzung der übrigen umlaufenden Geldformen das erste Papiergeld gedruckt. Kublai Khan (1215-1294) verbot später das Metallgeld und machte Papiergeld zum einzigen legalen Zahlungsmittel, worüber auch Marco Polo berichtete.

Nach Europa kam das Papier durch arabische Importe bereits im Spätmittelalter. Die eigene Papierproduktion und ein modernes Druckverfahren (Johannes Gutenberg) zogen Anfang des 15. Jahrhunderts nach. Bis zur Emission der ersten Banknote in Europa sollten allerdings noch 200 Jahre vergehen. Die Palmstruch-Bank in Stockholm gilt als erste europäische Notenbank. Diese staatlich lizenzierte, private Bank wurde 1656 als Wechsel- und Leihbank gegründet. Zu dieser Zeit verwendete man in Schweden die sogenannten Platmynt aus Kupfer als Zahlungsmittelt, weil Edelmetalle knapp waren. Auch hier entsprach der Geldwert dem Metallwert mit der Folge, dass z.B. die größte Münze, die 10-Taler-Plattenmünze von 1644 fast 20 kg auf die Wage brachte. Ein guter Grund dafür, dann 1661 auf das metallgedeckte Papiergeld auszuweichen.

Während der französischen Revolution wurden massenhaft Assignaten emittiert, eine Form des Papiergeldes, das durch die enteigneten kirchlichen Landgüter gedeckt war und anfangs verzinst, später jedoch inflationär entwertet wurde. So ist es kein Wunder, dass im „Bewusstsein“ der Nationen das Papiergeld immer auch mit Spekulation, Betrug, Vertrauensverlust, Inflation und Staatsbankrott verbunden ist.

In Europa und speziell in den deutschen Staaten fanden die papiernen Geldzeichen im 19. Jahrhundert zunehmend Verbreitung. Sie unterscheiden sich wie folgt:

  1. Klassische Banknoten, die gegen Gold oder Silber einlösbar waren, und nur gegen bankmäßige Deckung ausgegeben werden durften.
  2. Darlehenskassenscheine, oder Reichskassenscheine, die als Kreditgeld des Staates gesetzliche Zahlungskraft nur gegenüber öffentlichen Kassen hatten. Sie mussten von der Reichsbank allerdings in die üblichen Reichsmünzen und -banknoten eingetauscht werden.
  3. Gewöhnliches Papiergeld, Geldscheine mit staatlichem Zwangskurs (gesetzliche Zahlungskraft), die ohne Einlöseverpflichtung ausgegeben wurden.Das Sammeln von Geldschein hat weltweit einen enormen Aufschwung genommen, und findet heute immer mehr Anhänger.

Faszination Geldschein

Dazu schreibt Hans Ludwig Grabowski in seinem Buch „Handbuch Geldschein sammeln”: „Alte Geldscheine sind papierne Zeugen unserer Kultur – einstmals begehrt, hart verdient, geschätzt, gespart, gestohlen und gefälscht. Kaum ein anderes Stück Papier war jemals dem Menschen so wertvoll wie ein Geldschein. Kaum ein anderes Stück Papier atmet so viel Geschichte und Geschichten. Kaum ein anderes Stück Papier ging so oft von Hand zu Hand und trägt die Spuren seiner Nutzer so selbstlos. Als Wertpapier mit höchsten Druckqualitäten unerreicht, ist der Geldschein immer auch Spiegel seiner Zeit – künstlerisch zur Vollendung geführt, aber auch politisch missbraucht. Der Wert alter Geldscheine liegt im Wert ihres Wesens und ihrer Geschichte als Kunstwerk und Wertpapier zugleich. Wer alte Geldscheine bewahrt und sie der Nachwelt erhält, bewahrt ein wichtiges Stück unserer eigenen Kultur vor dem Untergang.”

Die Geldscheinsammlung

Sammeln kann man alles, aber eine gewisse Spezialisierung ist unumgänglich, wenn man sich nicht verzetteln will. Man kann nicht alles haben, was es gibt.

Einige Sammelschwerpunkte :

  • Weltbanknoten, mit Länderübersicht
  • Motivsammlungen, mit Städten, Bauwerken oder Landschaftsansichten, Tier oder Personenmotiven
  • Thematische Sammlungen, zum Thema Krieg und Frieden, Inflation, Militär und Besatzungsausgaben
  • Ländersammlungen, für jeweils ein Land
  • Spezialsammlungen, Heimatsammlung für einen regionalen Bereich
  • die Deutschland Sammlung, Geldscheine altdeutscher Staaten, Deutsche Banknoten von 1871 bis 1914, Geldscheine aus der Zeit des Ersten Weltkrieges 1914-1918, Inflationsausgaben 1919-1923, Ausgaben der Deutschen Rentenbank 1923-1937, Reichsbanknoten 1924-1945, Papiergeld unter Alliierter Besetzung 1945-1948, das Ostgeld DM (Ost), MDN , Mark, das Westgeld DM, Euro als Sammelgebiet

Praktische Sammlertipps

  • Banknoten bestimmen: ohne Literatur geht nichts, Deutschland-Sammler benötigen den Rosenberg, die „Bibel“ aller Sammler deutscher Banknoten mit Katalognummern, aktuell Hans Ludwig Grabowski „Die deutschen Banknoten ab 1871“, 23. Auflage 2024,
  • daneben gibt es für fast alle Spezialsammelgebiete Geldscheinkataloge (Notgeldscheine, Post und Reichsbahnscheine, Kriegsgefangenenlagergeld, regionale Sammlungen und vieles andere, für Banknoten aus aller Welt gibt es die „World-Paper-Money-Kataloge“.
  • Erhaltungsgrade von Geldscheinen: Geldscheine haben keinen Materialwert; um so wichtiger für die Ermittlung eines Sammlerwertes ist neben der Häufigkeit der Scheine der Erhaltungszustand, der in Erhaltungsgraden ausgedrückt wird. Je besser ein Schein erhalten ist, um so wertvoller ist er. Die Erhaltungsgrade von 1 bis 5 sind: kassenfrisch, leicht gebraucht, gebraucht, stark gebraucht und ungenügend.
  • Besonderheiten: begehrte Sammlerstücke sind Musterscheine, Druckproben, Fehldrucke, Fehlschnitte und Kuriositäten
  • Falschgeld: Falschgeld ist praktisch so alt wie das Geld selbst. Das unberechtigte Herstellen von Geld und Banknoten nennt man Falschmünzerei. Das Erkennen ist oft schwierig, weil Wasserzeichen fehlen, Druckfehler auftreten, Sicherheitsmerkmale nicht vorhanden sind und vieles andere mehr.
  • Unterbringung der Sammlung: Das hängt vom Umfang der Sammlung und vom persönlichen Geschmack ab. Die Sammlung muss an einem trockenen Ort aufbewahrt werden. Zu empfehlen sind Sammelalben mit weichmacherfreien, durchsichtigen Plastikhüllen.
  • Reinigung und Pflege der Geldscheine: Papiergeldsammler möchten auch das Aussehen ihrer Sammelobjekte verbessern. Dabei ist höchste Vorsicht geboten, besonders bei Banknoten vor 1900. Viele Flecken können mit Alkohol entfernt werden. Vorsicht mit klassischen Fleckentfernungsmitteln. Stark zerknitterte und beschmutzte Scheine kann man vorsichtig in warmem Wasser mit etwas Geschirrspülmittel einweichen. Vor dem Bügeln von Geldscheinen wird häufig gewarnt, da man oft die Temperatur unterschätzt.
  • Technische Geräte für Geldscheinsammler: Wichtig in der Anschaffung ist eine gut zu gebrauchende, stärkere, großflächige, beleuchtbare Lupe. Ein durchsichtiges Plastiklineal zum Vermessen der Scheine ist ebenfalls zu empfehlen.

Nachfolgend einige Geldscheine der unterschiedlichsten Art:

Standard-ReichsBanknote Deutsches Reich/Kaiserreich - 100 Mark von 1898

Deutsches Reich, Kaiserreich: 100 Mark Standard-Banknote, 1898, Vorderseite

Standard-Banknote Weimarer Republik - 10.000 Mark - 1922

Deutsches Reich, Weimarer Republik: 10.000 Mark Standard-Banknote, 1922, Vorderseite

Deutsches Reich, Weimarer Republik: 5 Millionen Mark Firmennotgeld, 1923

Deutsches Reich, Weimarer Republik: 5 Millionen Mark Firmennotgeld, 1923, Vorderseite

Deutsche Demokratische Republik: 5 Mark Standard-Banknote, 1964

Deutsche Demokratische Republik: 5 Mark Standard-Banknote, 1964, Vorderseite

DDR-Ersatzgeld für Hotel Neptun Warnemünde, 1 Mark

Deutsche Demokratische Republik: 1 Mark Ersatzgeld, gültig nur im Hotel Neptun zur Bezahlung von Speisen und Getränken, Vorderseite

DDR-Ersatzgeld - 5 Mark - Forum-Scheck

Deutsche Demokratische Republik: 5 Mark Ersatzgeld für 5 DM, Vorderseite

Norwegen: 50 Kroner Standard-Banknote 1993

Norwegen: 50 Kroner Standard-Banknote 1993, Vorderseite

Brasilien: 500 Cruzados Standard-Banknote 1986-88

Brasilien: 500 Cruzados Standard-Banknote 1986-88, Vorderseite