Neue Münzpatenschaften – diesmal Prägestätte Mirow

(Peter Worseck, 01.07.2024)

Mit einer Münzpatenschaft kann man sich an der Dokumentation einer Münze, Medaille oder eines sonstigen Objekts durch ein Münzkabinett beteiligen, das diese dann in ihren interaktiven Münzkatalog aufnimmt, um sie so der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.

Der Neubrandenburger Münzverein e.V. führt nun seine 2012 begonnene Praxis fort und hat Patenschaften für weitere 8 Mecklenburger Münzen übernommen, die sich im Bestand des Berliner Münzkabinetts im Bodemuseum befinden.

Die „Hinzukömmlinge“ bilden fast die gesamte Nominalkette ab, die unter Adolf Friedrich II., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1701-1708) in den Jahren 1703 bis 1705 in Mirow geprägt wurde. Alle Münzen, für die der Verein mittlerweile Patenschaften übernommen hat, sind hier einsehbar:
Münzpatenschaften

Kurzinformation zur Prägestätte Mirow1.)

Zum Münzmeister wurde durch die herzogliche Bestallungsurkunde vom 23.02.1703 Conrad Hasselbrink eingesetzt, der aus Hamburg angeworben wurde und unter Aufsicht des Mirower Magazinverwalters Hagedorn zu arbeiten hatte. Da man nicht über die notwendigen Fachkräfte für den Betrieb der Münze verfügte, brachte Hasselbrink sukzessive 6 Münzarbeiter mit.

Summa summarum war der kurzzeitige Betrieb der Prägestätte im Torhaus von Schloss Mirow eher als Prestigeobjekt und Experiment zu bezeichnen. Es musste ständig improvisiert werden. Die Abläufe wurden oft wegen fehlenden Materials und schlechter Technik unterbrochen. Es gab laufend Streitigkeiten zwischen dem Münzmeister und dem Aufseher, verbunden mit Beschwerden beim Herzog und Drohungen, vor Gericht zu ziehen. Infolge der Unterbrechungen der Arbeit wurden die Löhne oft nicht pünktlich an das Personal bezahlt, was zu Unruhe führte. Schließlich soll eine undurchsichtige Buchführung Betrügereien begünstigt haben.

Mit Adolf Friedrich II. endete die Prägetätigkeit in Mirow; seine Nachfolger ließen anschließend für Mecklenburg-Strelitz in Stargard (1745-1748) und Neustrelitz (1748-1795) prägen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden dann nur noch fremde Münzbetriebe, namentlich Schwerin, Berlin und Dresden, beauftragt.

Der Text auf der Tafel klingt etwas vage, was allerdings darin begründet ist, dass sie 1985 hergestellt worden ist, noch bevor die betreffenden Münzakten in Schwerin aufgefunden bzw. der Forschung zugänglich gemacht wurden. Heute ist klar, dass sich die Münzprägestätte Mirow im Torhaus befunden hat.

Gedenktafel zur Prägestätte Mirow

Gedenktafel, die die Mitglieder der Fachgruppe Numismatik Neustrelitz in Auftrag gaben und am Torhaus zum Schloss Mirow anbringen ließen
(Foto Vereinsmitglied Fred R.)

In Mirow geprägte Münzen sind selten bis extrem selten

Die Mirower Münzen sind heute eher selten auf dem Markt anzutreffen, nicht nur weil es sich bei dem frisch gegründeten Herzogtum Mecklenburg-Strelitz um einen sehr kleinen Staat handelte und die Emissionen damit ohnehin nicht sehr hoch waren, sondern weil auch viele von ihnen aus unterschiedlichen Gründen wieder eingeschmolzen worden sein sollen (mangelhafte Gestaltung, Qualitätsprobleme, Abweichungen vom festgelegten Münzfuß) – die Quellen geben da kein eindeutiges Bild.

Der Gulden (2/3 Taler) von 1703 ist wahrscheinlich ein Unikat und wurde letztmalig im Dezember 1929 von der Fa. Otto Helbing Nachf. unter Nr. 1445 in München versteigert2.).
Von den 2/3 und 1/3 Talern wurden, wie aus alten Aufzeichnungen ersichtlich ist, auch nur 697 bzw. 1929 Stück1.) geprägt, wovon die wenigsten den Weg in die heutige Zeit geschafft haben werden.

Fachgruppe Numismatik im Münzverein Neubrandenburg - Exkursion nach Mirow 1985
Mitglieder der FGN Numismatik Neubrandenburg teilweise mit Familie, Exkursion nach Mirow 1985
(Foto aus dem Archiv des Vereins)
Medaille des Kulturbundes der DDR - Darstellung eines Mirower Guldens und des Torhauses -1989
Medaille des Kulturbundes mit der Darstellung eines Mirower Guldens und des Torhauses anlässlich der VIII. Bezirksmünzausstellung Neubrandenburg 1989, Kupfer, 40,5 mm, Entwurf Werner Schinko (Röbel), Stempelschnitt Helmut König (Zella-Mehlis)
(Foto des Autors)
Mitglieder des Neubrandenburger Münzvereins mit ihren Partnern/innen, Besuch in Mirow 2022
Mitglieder des Neubrandenburger Münzvereins mit ihren Partnern/innen, Besuch in Mirow 2022
(Foto aus dem Archiv des Vereins)

Literatur:

1.) vgl. Kunzel, Michael: Das Münzwesen Mecklenburgs von 1492 bis 1872, Gebr. Mann Verlag, Berlin 1994, S. 218 – 224
2.) vgl. Fründt, Hans: Die ersten Münzprägungen im Lande Mecklenburg-Strelitz unter Herzog Adolph Friedrich II., in: Arbeitsmaterial des BFAN Rostock 2/3 1967, S. 15