DDR-Fünfziger können richtig wertvoll sein

(Peter Worseck, 10.06.2024)

Das 50-Pfennig-Stück der DDR von 1950 ist vielen älteren Menschen noch bekannt, weil es nach dem 2. Weltkrieg und der anschließenden Währungsreform zu den ersten „neuen“ Münzen gehörte und außerdem nicht aus dem hier für Kleingeld üblichen Aluminium, sondern aus einer goldfarbenen Kupfer-Aluminium-Legierung, der sogenannten Aluminium-Bronze, bestand und auch eine abweichende Gestaltung hatte.
Das Deutsche Reich war im Ergebnis des selbstverschuldeten Krieges untergegangen. Auf den neuen Münzen stand nun als Staatsbezeichnung DEUTSCHLAND und als Währungseinheit nicht mehr Reichspfennig und Reichsmark sondern nur Pfennig und Deutsche Mark. Die Staatsbezeichnung DEUTSCHLAND findet man auf DDR-Münzen übrigens bis zum Jahrgang 1953.

DDR: 50 Pfennig 1950 A, 20 mm, 3,3 g, vorzüglich, Jaeger Nr. 1504, Normalversion, 3,00 EUR
(Foto: Welf Mehnert)

50-Pfennig-Münze aus der DDR von 1950

Hergestellt wurden die neuen Fünfziger in der Münze Berlin am Molkenmarkt, Schöpfer war der Stempelschneider und Medailleur Franz Paul Krischker (1896-1955). Den Jahrgang 1950 findet man heute sehr oft in jeder gut sortierten DDR-Münzsammlung und natürlich auch in den diversen „Alu-Chip“-Konvoluten in Blechbüchsen und Klingelbeuteln.

Diese neue Münze ersetzte die nach der Währungsreform 1948 in Moskau für die Deutsche Notenbank in der sowjetischen Besatzungszone gedruckte Banknote zu 50 Pfennig, welche erst 1965 außer Kurs gesetzt wurde.

 SBZ: 50 Pfennig 1948, kassenfrisch, Katalog Rosenberg 339b, 120,00 EUR
(Foto: Welf Mehnert)

Banknote 50 Pfennig, herausgegeben in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) von 1948, Variante 1
Banknote 50 Pfennig, herausgegeben in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) von 1948, Variante 2
Der Fünfziger aus der gelben Aluminium-Bronze selbst war nur von 1950 bis 1958 gesetzliches Zahlungsmittel. Er wurde abgelöst durch die wertgleiche Münze aus reinem Aluminium, die einen größeren Durchmesser hatte, und gemäß der 1956 einheitlich designten Nominalkette mit der Staatsbezeichnung Deutsche Demokratische Republik und dem DDR-Emblem in unveränderter Form bis 1990 geprägt wurde.
DDR: 50 Pfennig 1958 A, 23 mm, 2 g, fast Stempelglanz, Jaeger Nr. 1512, 2,00 EUR
(Foto: Welf Mehnert)
50-Pfennig-Münze aus der DDR von 1958

Der unvergessene langjährige Vorsitzende der Neustrelitzer Münzfreunde Gerhard Schley († 2020) berichtete am 30.8.1995 im Anzeigenkurier unter der Überschrift „Wie wertvoll sind die DDR-Münzen?“, dass erst 1977 unter den Sammlern bekannt wurde, dass von dem 50-Pfennig-Stück auch einige, wenige Stücke mit der Jahreszahl 1949 existieren.

In dem Katalog „Banknoten und Münzen der DDR“, Transpress Verlag Berlin 1989 wurde dann auch die Aussage getroffen, dass davon nur wenige Stücke mit der Jahreszahl 1949 existieren würden. In der aktuelleren Literatur (Schön 2015) wird von 8 (!) Exemplaren mit Preisen je nach Erhaltung zwischen 8.000 und 15.000 EURO gesprochen. Gerhard Schley hatte das 50-Pfennig-Stück von 1949 richtiger Weise als Probe bezeichnet. Diese Stücke sind wohl nie in den Geldumlauf gebracht worden und somit auch nicht auf normale Weise in private Sammlungen geraten. Welchen Weg sie genommen haben (der Fachmann würde sagen, welche Provenienz sie aufzuweisen haben), darüber kann nur spekuliert werden. Vermutlich geschah dies in den Jahren 1989/90 oder beim Umzug der Münze
Berlin im Jahre 2005 vom alten Gebäude am Molkenmarkt nach Reinickendorf in den dortigen Neubau.

Bis jetzt sind 3 unterschiedliche Probestücke nachgewiesen worden, die hin und wieder in Auktionen auftauchen oder von Münzhändlern im Internet angeboten werden. Unter anderem wurden diese 3 Varianten durch die Firma Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG im Frühjahr 2016 verauktioniert.

Sie unterscheiden sich durch die Schriftgestaltung der Wertseite deutlich. Die wenigen unterschiedlichen Exemplare dienten – wie bei echten Probestücken üblich – als Entscheidungsvorlage in den zuständigen Gremien bevor die eigentlich Massenprägung der Umlaufmünzen in Gang gesetzt wurde.

DDR: 50 Pfennig von 1949 A - seltene Ausgabe

DDR: 50 Pfennig 1949 A, Auktion Künker (Osnabrück) Nr. 276, Von großer Seltenheit.
Nur wenige Exemplare bekannt. Vorzüglich, Jaeger Nr. 1504
Schätzpreis: 4.000,00 EUR, Zuschlag: 12.000,00 EUR
(Copyright Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Bildrechte Lübke & Wiedemann KG, Leonberg)

DDR: 50 Pfennig von 1949 A - Probe 1

DDR: 50 Pfennig 1949 A, Auktion Künker 276 (Osnabrück) Nr. 276, mit vertieften Arabesken und Rauten im Rand.
Motivprobe mit kleiner Null in der Wertzahl. 20,05 mm; 3,31 g. Von größter Seltenheit.
Nur wenige Exemplare geprägt. Vorzüglich-Stempelglanz Jaeger Nr. 1504 P1
Schätzpreis: 4.000,00 EUR, Zuschlag: 11.500,00 EUR
(Copyright Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Bildrechte Lübke & Wiedemann KG, Leonberg)

DDR: 50 Pfennig von 1949 A - Probe 2

DDR: 50 Pfennig 1949 A, Auktion Künker (Osnabrück) Nr. 276, mit vertieften Arabesken und Rauten im Rand.
Motivprobe mit großer Null in der Wertzahl. 20,00 mm; 3,34 g.
Von allergrößter Seltenheit. Fast Stempelglanz Jaeger Nr. 1504 P2
Schätzpreis: 5.000,00 EUR, Zuschlag: 13.000,00 EUR
(Copyright Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Bildrechte Lübke & Wiedemann KG, Leonberg)

Die Proben sind – wie gesagt – echte Raritäten und werden nur hin und wieder angeboten. Das Auktionshaus Dr. Busso Peus Nachfolger e.K. (Frankfurt/M) versteigerte am 27.04.2022 in seiner Auktion 430 die beiden Proben 1504 und 1504 P1 aus der Sammlung Graichen zu 13.000 bzw. 20.000 EUR. Der Preisunterschied bei dem DDR-50-Pfennigstück, Katalog Nr. Jaeger 1504, beträgt somit aktuell nur auf Grund der unterschiedlichen Jahreszahlen (1949 und 1950) 12.997,00 EUR.
Aktuell sind die 3 Proben im Internetshop eines Münzhändlers aus Gärtringen in Süddeutschland komplett zu stattlichen Festpreisen erhältlich.

Der geneigte Leser merkt sicherlich schon. Das sind Kaufpreise, die die Dimensionen des normalen Geldbeutels sprengen. Vielleicht hilft aber doch das Suchen in alten Geldbeständen. Schließlich gibt es ja auch noch andere seltene Stücke, u.a. auch bei den normalen Umlaufmünzen.

Egal, ob man sammelt oder verkaufen möchte, man muss seine Münzen bestimmen und bewerten können. Wichtig hierfür sind eine gute Lupe, ein Münzkatalog für das entsprechende Gebiet, eine elektronische Waage, ein Messschieber und viel Geduld.
Ratsam ist es auch, die Meinung von Fachleuten vor Ort zu hören, gerade wenn man als Sammler noch über wenig Erfahrung verfügt.